Ukraine

Am 14.10.2003 ging unsere große Reise sehr früh los. Wir sind schon um 5.30 Uhr zu Hause losgefahren, damit wir auch pünktlich in Frankfurt/M. auf dem Flughafen sind. Mama war sehr aufgeregt, hat aber versucht, es vor mir zu verbergen. Aber ich merke doch alles. Es gab auch keinen Grund für die Aufregung, ich fand es einfach nur spannend. Beim einchecken haben wir schon viele andere Kinder mit ihren Müttern gesehen, die offensichtlich auch zu Prof. Kozijavkin wollten. Unser Flugzeug hatte 1 Std. Verspätung und so war ich beim Start (12.10 Uhr) schon ziemlich müde und fand es gar nicht schlimm. Der Flug war auch ganz kurz (1,5 Std.) und so sind wir 13.30 Uhr dt. Zeit in der Ukraine in Lviv (ehem. Lemberg) gelandet. Dort war alles super organisiert. Wir sind auf dem Rollfeld vom Flugzeug direkt in die Busse der Klinik umgestiegen, in denen schon der Zoll und die Betreuer aus der Klinik auf uns gewartet haben. Das Gepäck wurde direkt in klinikeigene Lkws verladen und zur Klinik gebracht. Im Bus haben wir eine Infomappe bekommen in der schon unsere Zimmernummer stand und der Tagesablauf des nächsten Tages. Da eine Familie Probleme mit den Pässen hatten mußten wir
2 Std. in den Bussen warten, bevor es endlich losging, Richtung Truskavetz.
Gegen 18.00 Uhr waren wir dann endlich in der Klinik. Wir beide waren völlig erledigt. Mama hat nur schnell die Koffer ausgepackt und nach dem Essen sind wir gleich ins Bett.

Am 2. Tag haben wir erst einmal in Ruhe die Klinik als Ganzes , unser schönes Zimmer mit Bad und Balkon begutachtet. Wir haben uns sofort wohlgefühlt und festgestellt, daß man es hier 2 Wochen aushalten kann.

Der Ernst der Therapie begann mit einer gründlichen Voruntersuchung bei Fr. Dr. Oksana , danach hatte ich Massage und Videokontrolle. (da wollten sie feststellen, was ich alles kann - habe aber nichts gezeigt, ich kannte sie doch gar nicht!) Während der Massage hat Dr. Stephan das 1. geknackst. Bei ihm fand ich es nicht so schlimm, der Prof. war noch nicht im Hause!

Am Morgen des 3. Tages haben wir unseren Behandlungsplan bekommen. Ich hatte täglich zuerst KG bei Peter , direkt danach Massage bei Sergai. Peter fand ich nicht so nett, dafür habe ich Sergai geliebt. Er hatte immer Spaß mit mir gemacht und die Stunde ist sehr schnell vergangen. In dieser Stunde kam jeden Tag zuerst Fr. Dr.Oksana und hat Reflextherapie mit mir gemacht. Meist danach kamen Prof.Kozijavkin und Dr.Stephan und haben "geknackst" . Ich bin jedesmal sehr erschrocken und habe geweint.
Aber die Beiden sind danach sofort wieder gegangen und das habe ich natürlich schnell gemerkt und mich sehr schnell wieder beruhigt. Dann hat Sergai wieder Spaß mit mir gemacht.

Ab dem 5. Tag hatte ich zusätzlich noch Gelenktherapie bei Dr. Wladimir.
Der kleine, lustige Dr. hat mich einfach schreien lassen und alle Gelenke mobilisiert, während er Mama erklärt hat, daß ich nur schreie, weil es unbequem ist und ich erwarte, daß sie mich aus meiner mißlichen Lage befreit. Als ich gemerkt habe, daß sie das nicht tut, habe ich aufgehört zu schreien und statt dessen gut mitgemacht.

Außerdem hatten wir noch insgesamt 3.Mal Musiktherapie in der Gruppe. Das fand ich total schön und habe mir echt Mühe gegeben gut mitzumachen. Das war halt ziemlich schwierig die halbe Stunde so zu gestalten, daß alle Kinder - mit ihren verschiedensten Behinderungen - etwas davon hatten. Ich hatte in jedem Fall viel Spaß dabei. Ob es etwas gebracht hat bezweifelt Mama allerdings.

Dafür haben die anderen Behandlungen bereits in der Ukraine erste Erfolge gezeigt. Das nicht wirklich erwartete Wunder (ein klitzekleines bißchen hat Mama trotzdem gehofft!) ist nicht eingetroffen. Dafür aber viele kleine Fortschritte, die uns in der Gesamtheit sagen lassen, daß sich die 2 Wochen 100%ig gelohnt haben. Wir fliegen wieder.
Ich kann inzwischen meinen Kopf besser halten, meinen Rumpf besser kontrollieren, im Schneidersitz kann ich schon auch mal ein paar Sekunden alleine sitzen. Wenn ich ganz gut drauf bin robbe ich auch schon mal 1,5 - 2 Meter vorwärts. Ich lautiere mehr und neue Laute und bin insgesamt viel lockerer geworden. Außerdem bin ich noch viel fröhlicher geworden - Mama nennt mich jetzt immer "Kichererbse".

Die 2 Wochen sind wie im Flug vergangen. Wir haben nette Leute getroffen, waren fast jeden Tag in der Stadt spazieren und einkaufen und auch das Essen war nicht schlecht. Wir haben jeden Tag etwas für unseren Geschmack gefunden und in dem schönen Speisesaal muß es einfach schmecken. Von "Abnehmen" wie es die Mutti´s in der alten Klinik erlebt haben, kann keine Rede mehr sein. Das Telefon auf unserem Zimmer und der Fernseher mit deutschen Programmen haben das Ihre dazu beigetragen, daß wir uns sehr wohl gefühlt haben. Natürlich auch die Mitarbeiter der Klinik, die alle gutes Deutsch sprechen. Aber Mama kann ja Russisch. (:-))))) naja, zumindest Lesen, ein paar Zahlen und Dinge des täglichen Lebens sind Ihr schon wieder eingefallen.) Sie war ganz begeistert, daß sie nach 11 Jahren in denen sie Russisch gehaßt hat, nun doch die Früchte einer qualvollen Arbeit ernten konnte und sich nicht vollkommen verloren vorkam.

Am 28.10.03 waren wir dann aber froh, als es wieder nach Hause ging. Dann hat es einfach gereicht. Eltern und Kinder waren alle am Ende ihrer Kräfte.
Aber wir kommen wieder! Geplant ist Juli 2004, wenn wir das Geld zusammenbekommen. Meine Eltern schaffen das schon!!!